
(22. Februar – 15. Juni 2025)
Im Jahr 1925 präsentierte die Kunsthalle Mannheim die Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ und prägte mit dem Begriff eine ganze Epoche. Hundert Jahre später zeigt das Sprengel Museum Hannover etwa 170 Werke der Künstlerin Grethe Jürgens, die als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Neuen Sachlichkeit in Hannover gilt. Die von Karin Orchard kuratierte Ausstellung gibt einen umfangreichen Überblick über das Gesamtwerk und zeigt erstmals auch Gemälde, Zeichnungen, Skizzenbücher, illustrierte Bücher und Dokumente aus dem Nachlass der Künstlerin.
Grethe Jürgens wird 1899 in Holzhausen bei Osnabrück geboren, beginnt 1919 an der Kunstgewerbeschule in Hannover zu studieren, und gehört zur ersten Generation von Frauen, die ungehindert ein reguläres Kunststudium aufnehmen können. Im Mittelpunkt ihrer Kunst der 1920er Jahre steht der Mensch, den sie mit kühlem, emotionslosen Blick im Stil der Neuen Sachlichkeit darstellt. Ohne zu idealisieren oder zu verurteilen lenkt sie in ihren Werken oftmals den Blick auf Menschen am Rande der Gesellschaft. Seit 1927 arbeitet Jürgens freischaffend als Illustratorin und Gebrauchsgrafikerin und zeigt ihre Arbeiten regelmäßig in Ausstellungen.
Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernehmen, ist Grethe Jürgens 34 Jahre alt und steht am Beginn ihrer künstlerischen Karriere. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten muss sie sich in der Reichskammer der bildenden Künste registrieren, ist aber kein Mitglied der NSDAP und entgeht so Beschlagnahmungen. Sie passt sich den veränderten Bedingen an, konzentriert sich auf unverfängliche Sujets wie Landschaften und Pflanzen und macht sich als „Unkrautmalerin“ einen Namen.
Nach dem 2. Weltkrieg entsteht eine Serie von „Trümmerbildern“ des zerstörten Hannovers. Damit zählt sie zu den wenigen Künstlerinnen ihrer Generation, die sich intensiv mit den Kriegserlebnissen und deren Folgen auseinandersetzen. In der Nachkriegszeit ist Grethe Jürgens vor allem als Zeichnerin tätig, wendet sich der abstrakten Kunst zu und schafft Serien wie „Linienkompositionen“ oder „Kaleidoskope“.
Als Grethe Jürgens 1981 in Hannover stirbt, hinterlässt sie der Stadt ihren künstlerischen Nachlass mit über 350 Werken, der sich seit 1984 als Leihgabe im Sprengel Museum Hannover befinden. Darüber hinaus besitzt das Museum von der Künstlerin 28 Werke aus der Sammlung der Sparkasse Hannover sowie 4 Werke aus dem Besitz des Sparkassenverbandes Niedersachsen, die zum Teil ebenfalls in der aktuellen Präsentation zu sehen sind.
Die Ausstellung „Grethe Jürgens“ wurde am 21. Februar 2025 eröffnet. Zur Ausstellung ist im Snoek Verlag ein umfangreicher Katalog mit Beiträgen über das Leben und Werk der Künstlerin von Maren Koormann, Karin Orchard, Carina Plath und Paula Schwerdtfeger erschienen.
Die Niedersächsische Sparkassenstiftung unterstützt die Ausstellung gemeinsam mit der Sparkasse Hannover.