Wieder in Betrieb: Das Kunstrad der Grube Samson in St. Andreasberg
In der Grube Samson in St. Andreasberg, die seit 1950 für die Öffentlichkeit zugänglich ist, wurde zwischen 1521 und 1910 bis in eine Tiefe von 840 m Silberbergbau betrieben. Damit galt sie zeitweilig als tiefster Schacht der Welt und die Bergleute benötigten bis ins 19. Jahrhundert mehr als vier Stunden täglich, um über Hunderte von Leitern in den Berg „ein-“ und „auszufahren“ – kräftezehrend und nicht zur Arbeitszeit zählend!
Seit 1837 wurde daher im Bergwerk eine „Fahrkunst“ („Kunst“ steht hier für „Technik“) betrieben, die den Auf- und Abstieg auf knapp zwei Stunden verkürzte: Sie besteht aus zwei sich jeweils ca. 1,80m gegenläufig hoch und runter bewegenden Gestängen, an denen kleine Trittbretter angebracht waren. Bei Richtungswechsel befanden sich die Trittbretter beider Gestänge jeweils auf gleicher Höhe, sodass der Bergmann auf das Nachbartrittbrett umsteigen könnte und so nach und nach in die Grube hinab bzw. bei Schichtende wieder hinauffahren konnte.
Bis heute wird diese Fahrkunst angetrieben durch ein hölzernes Wasserrad mit knapp 12 m Durchmesser – besser gesagt: wird wieder angetrieben; denn 2016 war die Welle des Rades gebrochen und die ohnehin bald notwendige Kompletterneuerung des Rades musste vorgezogen werden. Dank großartiger Zimmererarbeit und mehr als einer halben Million Euro Fördermittel, an denen sich auch die Niedersächsische Sparkassenstiftung und die Sparkasse Hildesheim Goslar Peine beteiligten, konnte im September 2023 das neue Kunstrad eingeweiht werden.
Dieses Rad macht die Fahrkunst in der Grube Samson zur ältesten betriebsbereiten Fahrkunst der Welt, die bis heute gebraucht wird: 1912 und 1922 wurden nämlich zwei wasserbetriebene Generatoren tief im Schacht eingebaut, die seither einen Großteil des in St. Andreasberg benötigten Stroms erzeugen und über die Fahrkunst wöchentlich gewartet werden müssen.
Mit dem neuen Kunstrad ist die Grube Samson nun bereit für kommende große Aufgaben, denn u.a. soll ein neues Besucherzentrum entstehen und die am gegenüberliegenden Berghang gelegene Grube „Maria Neufang“ für Besucher erschlossen werden, um den Silberbergbau der letzten Jahrhunderte als Teil des Weltkulturerbe noch direkter erlebbar zu machen.