Es erscheint unglaublich: Während unsere Gesellschaft heute in Zeiten der Energiewende händeringend nach innovativen Lösungen sucht, um regenerative Energiequellen zu erschließen und – besser noch – Energie zu sparen, steht in der Feldmark südlich von Gödenstorf (Lkr. Harburg) eine Anlage aus dem Jahr 1910, die ohne externe Energiezufuhr Wasser in den Ort pumpen konnte.
Es handelt sich um einen sogenannten „hydraulischen Widder“, der recht unscheinbar daherkommt, denn im Wesentlichen ist nur ein Kubus aus Beton zu erkennen. Das Funktionsprinzip der Anlage ist jedoch einfach und genial: Aus einem leicht erhöhten Reservoir strömt durch eine Leitung solange Wasser in einen Behälter, bis der Gegendruck der darin enthaltenen Luft dafür sorgt, dass sich ein Ventil in der Zuleitung schließt und das eingeströmte Wasser stattdessen durch eine Steigleitung auf ein deutlich höheres Niveau gedrückt wird. Dadurch sinkt der Druck im Behälter schnell wieder ab, das Ventil kann erneut öffnen und der Zyklus beginnt von vorne.
Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren hydraulische Widder in der Landwirtschaft verbreitet, doch dann liefen ihnen deutlich effizientere Pumpen, die mit billigem Strom betrieben wurden, den Rang ab. Der denkmalgeschützte Widder von Gödenstorf ist heute die einzige bekannte Anlage dieser Art in Niedersachsen und wird zur Zeit durch die DorfAktiv-Gruppe und die Gemeinde Gödenstorf wieder funktionstüchtig gemacht – eine Maßnahme, die die Niedersächsische Sparkassenstiftung in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Harburg-Buxtehude finanziell unterstützt.
Zukünftig wird vor Ort das rhythmische Knacken des Ventils die Besucher darauf hinweisen, dass sich für nachhaltige Lösungen unserer Energiefragen durchaus auch ein Blick in die Vergangenheit lohnt!