Nevin Aladağ erhält den KURT SCHWITTERS PREIS 2026 DER NIEDERSÄCHSISCHEN SPARKASSENSTIFTUNG
Nevin Aladağ wird mit dem KURT SCHWITTERS PREIS 2026 DER NIEDERSÄCHSISCHEN SPARKASSENSTIFTUNG ausgezeichnet. Der Preis wird zum fünfzehnten Mal vergeben. Er ist mit 30.000 Euro dotiert und mit einer umfangreichen Einzelausstellung im Sprengel Museum Hannover verbunden. Die Preisverleihung findet im Herbst 2026 statt.
Die Künstlerin wurde 1972 in Van in der Türkei geboren, ist in Stuttgart aufgewachsen und hat von 1994 bis 2000 Bildhauerei bei Olaf Metzel an der Akademie der Bildenden Künste München studiert. Nevin Aladağ lebt in Berlin und lehrt seit 2019 als Professorin für Skulptur in Bewegung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Bekannt wurde Aladağ vor allem als Teilnahmerin der documenta 14 in Athen und Kassel und der 57. Biennale in Venedig im Jahr 2017. Ihr Werk wurde international in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, u.a. im Max Ernst Museum Brühl (2024), Barakat Contemporary, Seoul (2022), Museum Villa Stuck, München (2021), Hayward Gallery, London (2020), San Francisco Museum of Modern Art (2019), Kestner Gesellschaft, Hannover (2018), Albertinum, Dresden (2018), Lentos Kunstmuseum, Linz (2016), Kunsthalle Basel (2014), Berlinische Galerie, Berlin (2013) und Arter Istanbul (2012).
Bettina Ruhrberg, Direktorin des Mönchehaus Museum Goslar, begründet als Vertreterin der Jury die Wahl wie folgt: „Nevin Aladağ konzentriert sich in ihrem Werk auf Interaktions- und Transformationsprozesse unserer aktuellen, von Diversität geprägten Gesellschaft. Soziale und kulturelle Identität zeigen sich in ihrem Œuvre als ein offener, prinzipiell unabgeschlossener Prozess mit zahlreichen heterogenen Erscheinungsformen.
Der interdisziplinäre Ansatz des Gesamtwerks von Nevin Aladağ, die Umnutzung von Alltagsgegenständen in der Collage, die vielfache Verwendung von Sound, Musik und Rhythmus, der erkennbare Bezug zum Formenkanon der Klassischen Moderne, jedoch insbesondere der unübersehbare Humor sowie die spielerische Komponente im Werk von Nevin Aladağ verbinden ihre Arbeiten mit dem Œuvre von Kurt Schwitters.“
Nevin Aladağ schreibt über ihr Verhältnis zu Kurt Schwitters: „Ich freue mich über die Ehrung mit dem Kurt Schwitters Preis ganz besonders, da Schwitters für mich eine wichtige Rolle gespielt hat. In meinen Arbeiten interessiere ich mich für Klang- und Musterbildung sowie die Funktion von Rhythmus und Ornament als entscheidende, verbindende Elemente in allen sozialen Beziehungen. Schwitters’ Feingefühl, Ernstes mit viel Humor zu paaren und dadurch eine ganz eigene Erzählweise zu erlangen, haben mich schon immer sehr beeindruckt und auch beeinflusst.“
Dr. Johannes Janssen, Direktor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, äußert sich zur Preisträgerin: „Nevin Aladağs Werke, insbesondere auch ihre Materialcollagen, stellen eine aktuelle künstlerische Position dar, die unterschiedliche Kulturen miteinander verbindet. Wir begrüßen die einstimmige Wahl der Jury und sind jetzt schon gespannt, welche Arbeiten die Preisträgerin 2026 in ihrer Ausstellung im Sprengel Museum Hannover zeigen wird.“
Zum künstlerischen Schaffen von Nevin Aladağ:
Die Künstlerin arbeitet multimedial. Neben Skulpturen gehören Installationen, Collagen, Reliefs, Videos, Soundarbeiten und Performances zu den Schwerpunkten ihres Œuvres. Ausgangspunkt der künstlerischen Praxis von Nevin Aladağ sind häufig Gegenstände des täglichen Gebrauchs ebenso wie alltägliche Situationen und Handlungen. Ihr Interesse gilt den kulturellen und politischen Bedeutungen, die sich mit ihrer Herkunft und Geschichte verbinden. Indem die Künstlerin Gegenstände aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang löst, ändert sie ihre Lesart und macht somit ideologische und politische Konnotationen sichtbar.
Musik, Tanz und Spiel als Ausdruck kultureller Identität sind ein weiteres zentrales Thema von Nevin Aladağ. Dabei kombiniert sie – wie in ihrem „Musikzimmer“ (2017) auf der documenta in Athen – Musikinstrumente aus aller Welt in verschiedenen skulpturalen Arbeiten, Performances und Wandreliefs.
Nevin Aladağ arbeitet in Serien. In den vergangenen Jahren erlangte sie unter anderem mit ihrer Serie „Social Fabric“ (seit 2017) größere Bekanntheit, für die sie Collagen aus Teppichen unterschiedlicher Herkunft wie Gemälde an der Wand inszeniert. Auch ihre jüngste Werkgruppe „Vibrating Images“ (2024), für die sie dreidimensionale Wandobjekte mit aufgespannten Instrumentensaiten schuf, fand große Beachtung.
Der KURT SCHWITTERS PREIS DER NIEDERSÄCHSISCHEN SPARKASSENSTIFTUNG
Anliegen des KURT SCHWITTERS PREIS ist es, Künstlerinnen und Künstler zu würdigen, „deren Werk durch die Berufung auf Kurt Schwitters gekennzeichnet ist und sich durch das Vorwagen in neue Bereiche künstlerischen Gestaltens und künstlerischer Vorstellungen auszeichnet, oder deren Werk einen Beitrag zur Verbindung und Integration der künstlerischen Gattungen leistet“.
Die Vergabe des KURT SCHWITTERS PREIS ist ein wichtiger Baustein der Kulturförderung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, die sich durch ein ganzjähriges Engagement in den Förderbereichen Bildende Kunst, Musik, Museen und Denkmalpflege auszeichnet.
Jury KURT SCHWITTERS PREIS 2026:
Suzanne Cotter, Direktorin, Museum of Contemporary Art Australia, Syndey
Tone Hansen, Direktorin, Munch Museet, Oslo
Frances Morris, Direktorin, Tate Modern, London
Joanna Mytkowska, Direktorin, Muzeum Sztuki Nowoczesnej, Warschau
Stephanie Rosenthal, Direktorin, Guggenheim Abu Dhabi
Bettina Ruhrberg, Direktorin, Mönchehaus Museum, Goslar
Reinhard Spieler, Direktor, Sprengel Museum Hannover (Vorsitzender)
Die Ausstellung im Rahmen des KURT SCHWITTERS PREIS findet statt in Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover.