Sven-Julien Kanclerski erhält den SPRENGEL PREIS 2025

Künstler ist mit Reisestipendium „Niedersachsen in Europa“ in Rumänien alten Autoreifen auf der Spur

Der SPRENGEL PREIS der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur geht in diesem Jahr an Sven-Julien Kanclerski. Der in Hannover lebende Künstler möchte das Preisgeld in Höhe von 12.500 Euro sowie das beinhaltete Reisestipendium „Niedersachsen in Europa“ nutzen, um künstlerisch das zweite Leben von ausrangierten Continental-Autoreifen in Rumänien zu dokumentieren.

„Im Zentrum von Sven-Julien Kanclerskis Projekt steht ein auf den ersten Blick profaner Gebrauchsgegenstand. Ausgehend vom Industriestandort Niedersachsen verlagert er seinen Blick nach Rumänien. Ich bin gespannt auf die künstlerische Umsetzung dieses Perspektivwechsels und wünsche ihm dabei gutes Gelingen“, sagt Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur.

Dr. Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung ergänzt: „Im künstlerischen Konzept für sein Reise-Projekt nimmt Sven-Julien Kanclerski Themen in den Blick wie etwa die Nachhaltigkeit, die aus Sicht der Niedersächsischen Sparkassenstiftung von großer gesellschaftlicher Relevanz sind. Wir wünschen schon jetzt gute Fahrt und freuen uns auf die Ergebnisse seiner Erkundung.“

Das Reisestipendium „Niedersachsen in Europa“ umfasst zusätzlich zum Preisgeld 12.500 Euro für Reisekosten, Unterkunft und Lebenshaltungskosten im Rahmen eines bis zu sechsmonatigen Auslandsaufenthalts.

Im Anschluss an den Auslandsaufenthalt finden Ende 2025 die Verleihung des Sprengel Preises und eine Einzelausstellung im Sprengel Museum Hannover statt. Zur Eröffnung der Ausstellung erscheint ein Katalog, der das Werk des Preisträgers und seine Reise dokumentiert. Ausstellung und Katalog sowie ein Künstlerhonorar sind Teil des Stipendiums und werden ebenfalls aus Mitteln der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und des Landes Niedersachsen finanziert.

Der Preisträger wurde von einer siebenköpfigen Jury vorgeschlagen. Die Jury begründet ihre Wahl wie folgt: „Sven-Julien Kanclerski setzt sich mit allen Formen und in allen Medien mit urbanen Alltagsphänomenen auseinander. Aus Beobachtungen in der Stadt, die zu Fuß, mit Fahrrädern oder Skateboards, begangen und befahren wird, und mit dort gefundenen Gegenständen erarbeitet er hybride Skulpturen, die immer auch Reflektionen der gestalteten Umgebung bedeuten. Zugleich vertraut wie fremd, oft ironisch und durch Pop- und Konsumaspekte gebrochen, stellen Kanclerskis Skulpturen und Installationen ästhetische Grenzen in Frage. Seine Spielfreude und bildhauerische Sicherheit bringen durch die Aneignung diverser Quellen eine Vielfalt von künstlerischen Artefakten hervor, die sein Vorgehen demonstrieren, seine eigene Ästhetik aber ständig vor sich hertreiben. Diese Rastlosigkeit in der Bewegung ist ein Moment seiner Arbeit.“

Sven-Julien Kanclerski plant, das Stipendium für eine Zugreise nach Timişoara, Rumänien, auf den Spuren der Fabrikation der Continental-Autoreifen zu nutzen. „In Ländern wie Rumänien werden Altreifen oft kreativ wiederverwendet, beispielsweise auf Kinderspielplätzen, für Blumenkübel und als bunte, funktionale Skulpturen im öffentlichen Raum, als Wellenbrecher oder als Ummantelung, um Stoßkanten sicherer zu machen. Diese Nutzung und das ambivalente Thema von Reifen, auch als ikonisches Objekt innerhalb der Kunst, interessieren mich sowohl aus skulpturaler als auch aus umweltbewusster Perspektive. Diese Parallele zu meiner eigenen Arbeit, in der ich alltägliche, ikonische Objekte verwandle und ihnen eine neue Bedeutungsebene gebe, fasziniert mich. Ziel meines Projekts ist es, die unterschiedlichen Ansätze und skurrilen Lösungen für das Reifenproblem auf meiner Reise in Rumänien zu erfassen, fotografisch zu dokumentieren und ein Reisetagebuch zu verfassen. Diese Notizen und Beobachtungen sollen später in einem Katalog und innerhalb einer Ausstellung als Installation gezeigt werden“, so der Künstler.

Hintergrund

Der Kunstsammler Bernhard Sprengel lobte den Preis 1980 erstmals aus. Seit 1991 wird er von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung vergeben, seit 2021 gemeinsam mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Der Sprengel Preis zeichnet Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zu Niedersachsen aus, die mit ihrem Schaffen einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Kunst leisten und die ein außergewöhnliches Konzept für eine europäische Künstlerreise vorgelegt haben.

Über den Künstler

Der in Hannover lebende Künstler Sven-Julien Kanclerski wurde 1988 in Langenhagen geboren und schloss 2019 sein Studium an der HBK Braunschweig ab. 2020 erhielt der den Preis des Kunstvereins Hannover. 2021 war er Stipendiat der Art Encounters Foundation in Timişoara, Rumänien. Hier knüpft sein geplantes Projekt an.

Über die Jury

Die Auswahl des Preisträgers erfolgte auf Empfehlung einer Jury. Mitglieder sind Stefan Becker (Vorsitzender des Vereins der Freunde des Sprengel Museum Hannover), Katharina Graef (Referentin für bildende Kunst, Ministerium für Wissenschaft und Kultur), Prof. Julienne Lorz (Universität für angewandte Kunst Wien), Noor Mertens (Direktorin Kunstmuseum Bochum), Dr. Carina Plath (stellvertretende Direktorin, Sprengel Museum Hannover), Prof. Thomas Rentmeister (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig) und Ulrike Schneider (Referentin für bildende Kunst, Niedersächsische Sparkassenstiftung).

Pressekontakt

Kirsten Karg

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